Große Aufgaben und kleines Budget

Kirchhains neuer Bürgermeister Olaf Hausmann ist erst seit Montag im Amt. Eine Schonzeit gönnt er sich nicht. Er steckt bereits mitten drin in der Arbeit.

Die Tür zu seinem Amtszimmer steht immer offen.Die Tür zu seinem Amtszimmer steht immer offen.Kirchhain. Die Urlaubsbräune hat er mit ins Rathaus gebracht. Vor dem Amtsantritt gönnte sich der Sozialdemokrat noch zwei Urlaube: einen mit seiner Frau und einen Männer-Urlaub mit seinen beiden Söhnen. Jetzt umwehen ihn die großen Themen wie der barrierefreie Bahnhof und die weitere Auskiesung in Niederwald.

„Mein Schwerpunkt im August wird allerdings das Kennenlernen der Stadtverwaltung sein. Ich möchte mit allen 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Gespräche führen und habe damit auf dem Bauhof und in drei Kitas begonnen“, erzählt der Bürgermeister beim Antrittsbesuch der OP. Dabei gehe es nicht allein um ein gegenseitiges Kennenlernen, sondern auch um die Strukturen der Arbeitsabläufe im Umfeld der einzelnen Mitarbeiter. Er wolle von den Mitarbeitern wissen, was gut laufe und wo es möglicherweise Verbesserungsbedarf gebe, begründet Olaf Hausmann den hohen Aufwand, an dessen Ende Anfang September eine Dienstversammlung aller Mitarbeiter stehe.

Sein Zwischenfazit: „In den ersten drei Tagen wurde sichtbar, dass eine Kommunalverwaltung ganz anders tickt, als ein Unternehmen in der freien Wirtschaft. Das wird noch ein spannender Lernprozess - für beide Seiten“, mutmaßt der Verwaltungschef.

Olaf Hausmann kommt aus der Wirtschaft. Er arbeitete zuletzt als Verkaufsdirektor in einem mittelständischen Unternehmen, hat seinen eigenen Nachfolger eingestellt, eingearbeitet und ihm schon zum 1.April die Handlungsvollmacht übertragen. „Seit dem stand ich ihm nur noch beratend zur Seite und habe mit ihm alle Kunden besucht, um mich von diesen zu verabschieden und um meinen Nachfolger vorzustellen“, sagt der Ur-Kirchhainer. Er bescheinigt seinem alten Arbeitgeber ein „hochprofessionelles und hochanständiges Verhalten“, das für ihn Freiräume geschaffen habe. Zusammen mit seinem Vorgänger Jochen Kirchner, der keine neuen Projekte begonnen und ihn in die laufenden Vorgänge eingewiesen habe, sei ihm so ein gleitender Übergang ins Bürgermeisteramt ermöglicht worden.

2,5 Millionen Euro für das Eigentum der Bahn

„Ab Juni wurde ich in alle Vorgänge eingebunden“, sagt Olaf Hausmann. Dazu gehört auch die barrierefreie Gestaltung des Bahnhofs, für die die Stadt nach den Planungen der Bahn 2 bis 2,5 Millionen Euro Eigenanteil aufbringen soll. Und diese Summe bereitet dem Kämmerer Sorgen. „Das entspricht unserem Investitionsvolumen von zwei vollen Haushaltsjahren. Und mit diesem städtischen Geld wird dann das Eigentum der Deutschen Bahn aufgewertet“, stellt Olaf Hausmann fest.

Der Bürgermeister erweckte nicht den Anschein, das Projekt beerdigen zu wollen, sprach sich aber für eine deutliche Kostensenkung für die Stadt Kirchhain aus. Nach den vorliegenden Zahlen schlägt allein der Ausbau des Bahnsteigs an Gleis fünf mit rund 600000 Euro zu Buche - eine Investition, die den Kirchhainer Bahnkunden so gut wie nichts bringt. Von dort hält täglich nur ein Zug: Um 8.02 Uhr fährt eine Regionalbahn nach Gießen. Fahrtzeit 44 Minuten.

Olaf Hausmann wünscht sich zudem kostengünstigere Erschließungen des Inselbahnsteigs zwischen den beiden Durchfahrgleisen. Die bislang nicht presseöffentlichen Pläne der Bahn sollen am 15. August bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung vorgestellt werden.

Die Notwendigkeit für Abstriche am Bahnhof ergeben sich für den Bürgermeister allein aus den anstehenden Pflichtaufgaben für die Feuerwehr. Das Feuerwehrhaus Stausebach sei im Bau, der Neubau in Großseelheim beschlossene Sache. Der überarbeitete Feuerwehr-Entwicklungsbedarf sehe zudem Handlungsbedarf in Betziesdorf und in Sindersfeld. Zudem stünden in einigen Feuerwehrhäusern die Spinde noch in der Fahrzeughalle. Das sei nicht mehr zulässig.

Zudem verwies Olaf Hausmann auf die Notwendigkeit, die Attraktivität der Wohnstadt Kirchhain durch Investitionen zu stärken. Schließlich sei der Einkommenssteueranteil die größte Einnahmequelle der Stadt. Und allein die Erneuerung des Freibades würde eine siebenstellige Summe verschlingen. Auch an den Dorfgemeinschaftshäusern Langenstein, Großseelheim, Betziesdorf und Sindersfeld müsse was getan werden.

Sehr vorsichtigen Optimismus verbreitete Olaf Hausmann im Zusammenhang mit einem seiner wichtigsten Wahlkampf-Themen, dem Gewerbegebiet Ost: „Es haben sich einige Interessenten gemeldet. Die Gespräche laufen noch.

von Matthias Mayer