Der Buergermeister hat geliefertNach Jahren des Stillstands tut sich Gewaltiges im Kirchhainer Gewerbegebiet Ost. Darüber informierte Bürgermeister Olaf Hausmann (SPD) am Montagabend im Bürgerhaus die Stadtverordnetenversammlung.

Kirchhain. Der Beschlussvorschlag des Magistrats zur Bauleitplanung der Stadt im Gewerbegebiet Ost ließ nicht einmal ansatzweise erahnen, was der Bürgermeister dem Parlament mitteilen sollte. Da heißt es: „Die Stadtverordnetenversammlung beschließt den Antrag der Geißler Infra GmbH­ . . . auf Erwerb städtischer Flächen, Erschließung und Entwicklung von Gewerbeflächen im rechtskräftigen Bebauungsplan 42 ,Gewerbegebiet Ost‘ . . .,zuzustimmen. Die Umsetzung sowie die Übernahme der vertraglichen Verpflichtungen zur Erschließung . . . erfolgt mit dem Instrument des ,Städtebaulichen Vertrags‘ . . .“

Die Erschließungsgesellschaft Kirchhain Ost sei vor zehn Jahren gegründet worden, um der Firma Solar Wagner in Kirchhain Raum zur Entwicklung zu bieten. Der östliche Teil des Gewerbegebiets habe sich seit dem nicht so toll entwickelt. „Wir haben dort noch 50000 Quadratmeter Bauland“, skizzierte der Bürgermeister den Status quo.

Firma Geißler übernimmt 20000 Quadratmeter

In Gesprächen mit dem Kirchhainer Bauunternehmen Geißler habe sich gezeigt, dass die Firma expandieren müsse und wolle, was am jetzigen Standort nicht möglich sei. Für den Bau einer Sortier- und Aufbereitungsanlage für Altbaustoffe wolle Geißler eine Fläche von 20000 Quadratmetern kaufen sowie zusätzlich ein weiteres Grundstück dieser Größe, das sie entwickeln und parzelliert an Gewerbetreibende weiterverkaufen wolle, erklärte Olaf Hausmann.

Die Firma Solar Wagner übernehme die Fläche hinter der Halle des Unternehmens, was der Bürgermeister als wichtigen Schritt zur Standort-Sicherung des Unternehmens sah. Seine weiteren Erfolgsmeldungen: Ein Zimmerei-Unternehmen hat ein städtisches Grundstück gekauft. Zwei weitere Flächen sind für Interessenten reserviert.

Für den Bürgermeister mindestens ebenso wichtig: Die Geißler Infra GmbH verpflichtet sich über einen Städtebaulichen Vertrag, eine leistungsfähige Erschließungsstraße in das zu bebauende Gebiet von der Niederrheinischen Straße aus zu bauen - inklusive einer Linksabbiegespur, die das Abbiegen aus Richtung Stadtallendorf auf der Einfallstraße sicherer machen soll.

Ohne eine solche Straße sei die Ansiedlung von Gewerbebetrieben im östlichen Gebiet nicht möglich. Die Erschließungsgesellschaft Kirchhain Ost habe nicht die Mittel, eine solche Straße zu finanzieren, bekannte der Kämmerer und zeigte sich hoch erfreut, dass die Stadt so nah wie nie zuvor am lang gehegten Wunsch nach einer zweiten Zufahrt in ihr großes Gewerbegebiet sei.

Bei dieser Ausgangslage machte das Parlament einstimmig und ohne Aussprache den vorgezeichneten Weg frei.

„Für Kirchhain ist das ein sehr guter Tag“, fasste Olaf Hausmann die Entwicklung im Gewerbegebiet Ost zusammen. Es ist auch ein sehr guter Tag für den Bürgermeister. Olaf Hausmann hatte beim OP-Wahlforum im Vorfeld der Bürgermeisterwahl am 6. März 2016 die Belebung des Gewerbegebiets für den Fall seiner Wahl zur Chefsache erklärt, weil die bei den Gewerbesteuereinnahmen hinterher hinkende Stadt auch auf diesem Gebiet zusätzliche Einnahmen generieren müsse, um Kirchhain als Wohnstadt attraktiv und wettbewerbsfähig zu halten. Auf die Nachfrage der Redaktion, ob er seine Amtszeit am Gelingen oder Misslingen dieses ehrgeizigen Ziels gemessen haben möchte, antwortete der Sozialdemokrat selbstbewusst mit „ja“.

Ein Haken hinter ein zentrales Wahlversprechen

Das war zum damaligen Zeitpunkt eine politisch riskante­ Festlegung. Seitdem ist noch kein Jahr vergangen, und Olaf Hausmann hat als Kirchhainer Bürgermeister geliefert. Er kann hinter ein zentrales Wahlversprechen einen Haken machen, auch wenn aus Kreisen der Opposition kolportiert wird, dass das Geschäft mit der Geißler ­Infra GmbH schon länger in der Mache gewesen sei. Fakt ist, dass Freizeit-Jogger Olaf Hausmann den Staffelstab über die Ziellinie getragen hat, unterstützt durch die Stadtverwaltung, deren Leistungen für das Projekt er an diesem Abend gleich zweimal über den grünen Klee lobte.

An einem weiteren Wahlversprechen, nahe an den Menschen zu sein, hatte sich Olaf Hausmann mit seiner enormen Präsenz in den Vereinen und den Ortsbeiräten bereits zuvor abgearbeitet. Insbesondere­ in den Ortsbeiräten ist er als geduldiger Zuhörer und Erklärer unterwegs, der Anregungen und Wünsche aus den Dörfern aufnimmt und teilweise auf den parlamentarischen Weg schiebt, wie die Baugebiete für Anzefahr, Stausebach und Betziesdorf.

von Matthias Mayer